Barbara Fülgraff (1935-2008) ist junge Soziologin, als sie ihre Doktorarbeit 1963 zu Fernsehen und Familie veröffentlicht, keine 30 und schon geschieden. Sie passt nicht in das Bild der damaligen Studentenschaft und wirkt oft als Exotin auf dem Gebiet der Alterswissenschaft. Als Professorin ist sie später maßgeblich am Aufbau des Diplomstudiengangs Pädagogik, Schwerpunkt Erwachsenenbildung beteiligt. Ehrenamtlich engagiert sie sich in der Telefonfürsorge und im Vorstand der Volkshochschulen.
Waldtraut Scheibert (1935-2010) steht für die ambivalenten Rollenbilder einer Frau: Neben ihren Pflichten als Ehe- und Hausfrau sowie Mutter von drei Kindern, verkauft sie so erfolgreich Versicherungen, dass sie nach 20 Jahren ihre eigene Generalvertretung hat. In dieser Zeit ist sie auch Schöffin, Tennis Turnierspielerin, Vorstandsvorsitzende in mehreren Vereinen und einer Reha Klinik, später Landtagskandidatin, Erste Bürgermeisterin und hochangesehen bei der Bundeswehr, weil sie sich für die Partnerinnen und Familie der Soldaten am Standort einsetzt.
Sara-Ruth Schumann, ehem. Hedwig(1938-2014) absolviert eine kaufmännische Lehre, ist dann Diakonieschwester, später heiratetsie einen Arzt, ohne nur Arztgattin und Mutter eines Sohnes zu sein. Sowie der Sohn 9 Jahre alt ist, gründet sie eine Galerie und wird Kulturamtsleiterin. Damit ist Schluss, als sie die jüdische Gemeinde Oldenburgs wiedermit Leben füllt, in denVorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und ins Direktorium des Zentralrats der Juden gewählt wird. Trotz des bundesweiten Widerstands unterstützt sie die Berufung der ersten Rabbinerin in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg.
Ro Hamacher, ist weit gereiste und weltoffene Konferenz- und Simultandolmetscherin, ihre Karriere beginnt im Europäischen Parlament. Au-pairs betreuen ihre Kinder und brennen auch mal eben mit dem Auto durch. Als ihr Mann eine Stelle als Chefarzt annimmt, arbeitet sie weiter. Mitte der 80er wird sie plötzlich Witwe und ist allein mit zwei pubertierenden Kindern. Pointiert kommentiert sie die Synergieeffekte zwischen ihr und den inzwischen verstorbenen Freundinnen.
Ingeborg Mittelstaedt (1934-2020) ist politische Wegbegleiterin von Waldtraut Scheibert. Sie versucht über die interne Parteipolitik Änderungen herbeizuführen, ob als Beisitzerin des Landesparteigerichts oder als Delegierte des Landesverbandes Oldenburg bei bundesweiten Parteitagen der Frauenunion. Im Kampf gegen voraussehbare Altersarmut vieler Mütter verliert sie nach Jahren den Rückhalt in der Partei und bewundert Frauen, denen man nicht mehr „an den Karren“ fahren konnte.
Förderungen: Künstlerinnenstipendium Berlin, Deutsches Kulturwerk Bonn, Annette & Gerd Schwandner Stiftung zur Förderung für Wissenschaft und Kultur
Produktion: 3-30film Dagmar Scheibert und Artatwork media production GbR
Buch und Regie: Dagmar Scheibert
Schnitt: Rhea Schmitt
Filmgeschäftsführung: Finn Clotten
Dramaturgie: Christiane Büchner
Kamera: Julia Weingarten, Sabine Panossian, Rhea Schmitt
Ton: Marc Dauden
Grafiken: Judith Hanft / Riva Communications GmbH
Social Media: Yvonne de Andrés, Lorenz Vögel