Der 90minütige Dokumentarfilm: Don’t kiss me, I’m busy erzählt die Geschichte der Freundschaft von Waldtraut Scheibert, Barbara Fülgraff, Sara-Ruth Schumann und Rosemarie Hamacher. Vier Frauen, die beruflich, kulturell, politisch und in der Wissenschaft so aktiv waren, dass die Männer aufhorchten, was sie zu sagen hatten. Diese Frauen interessierten sich mehr für Politik als für Kochrezepte. Sie diskutierten über gesellschaftliche Teilhabe, finanzielle Unabhängigkeit, sie besuchten Ausstellungen und gingen zusammen in die Sauna.
Die Freundinnen verstanden sich nicht als feministische Vorreiterinnen, sie versuchten einfach Dinge zu verändern und das umzusetzen, woran sie glaubten. Mitte der 90er Jahre konnten sie Erfolge feiern: Barbara war eine international anerkannte Soziologie-Professorin auf dem neuen Gebiet der Gerontologie, Waldtraut erste Bürgermeisterin einer niedersächsischen Großstadt, Sara-Ruth Vorstandsmitglied im Direktorium des Zentralrats der Juden. Ro (Rosemarie), Konferenzdolmetscherin im Europaparlament, ist die vierte im Bunde und erinnert sich heute, was die Freundschaft damals ausmachte. Sara-Ruth und Waldtraut hatten weder Abitur noch je studiert.
Wer waren diese Frauen, wie schafften sie es, in Männerdomänen sichtbar und respektiert zu werden?
Es sind universelle und generationsübergreifende Erzählungen, die nebenbei noch um kommunalpolitischen Streit und menschliche Bindungen kreisen. Zwischendurch meldet sich eine Enkelin der Frauen und betrachtet das Ganze aus heutiger Perspektive.
Unterschiedlichste Foto- und Filmdokumente machen es möglich, die diverse Bildästhetik der verschiedenen Jahrzehnte (70er bis 90er Jahre) in die Erzählung einzubinden und so Geschichten über Frauen aus der bürgerlichen Mitte der BRD sichtbar werden zu lassen.
Als Tochter von Waldtraut, habe ich ihre Freundinnen kennenlernen können und hatte deshalb einen persönlichen Einblick in eine Zeit, in der selbstbestimmte bürgerliche Frauen, ohne verbissen zu werden, unterschiedliche Wege gegangen sind, um sich aus vorherrschenden Geschlechterrollen zu lösen. Wann immer ich in den letzten Jahren von meinem Filmprojekt erzählt habe, waren Männer wie Frauen sehr neugierig und ermutigten mich, meine Filmidee umzusetzen. Leider gab es weder Mittel von einem Fernsehsender, noch eine Filmförderung zur Finanzierung. Jetzt und mit Hilfe dieser Webseite möchte ich Geld sammeln, um den Film fertigzustellen. Dann erst sind diese Frauen für alle sichtbar und es wird klar, warum dieser Film gemacht werden muss. Jetzt schon zu sehen auf Instagram @dontkissme_film
Dagmar Scheibert– Regisseurin und Produzentin (auch von „Eigenheim“ und „Heute hab ich keine Zeit“, beide mit dem Präd. Besonders Wertvoll ausgezeichnet sowie auf der Vorschlagsliste zum Bundeskurzfilmpreis 2019 u. 2023.)